Archiv der Kategorie: Corona

Oh Du fröhliche, oh du selige Weihnachtszeit! – Ein Weihnachts-Medley in der Corona-Edition

Es ist ein Ros entsprungen

Nein, ein Virus sprang – und zwar wohl von einer toten Fledermaus auf irgendeinem Markt in China – geradewegs auf den Menschen über. So lautet die Mär. In China selbst lautet die Geschichte anders: Auf einer gefrorenen Haxe oder so soll das Virus aus Europa seinerzeit ins ehemalige Kaiserreich gekommen sein.

Na gut, und weil die Chinesen alle Erfindungen nachbauen und dann in Massen exportieren, kam halt auch dieser winzige, possierliche Schelm „Coroni“ in die westliche Welt zurück.

Und damit fing das alles hier an. Der Weihnachtsmann trägt daher jetzt Alltagsmaske zum Rauschebart (Kann sich das Virus eigentlich in Barthaaren verfangen? Wenn ja: Arme Hipster!) Und das Kind in der Krippe schaut hoch in maskierte Gesichter der Verwandten und fragt sich “Warum lächeln die nicht? Freuen die sich etwa nicht?” – Äh doch, schon, aber…, wie soll ich Dir das jetzt erklären…?

Vom Himmel hoch

kam das Virus also nicht, aber aus heiterem Himmel dann irgendwie schon. Doch himmelherrgottsakrement*! – wann ist das alles endlich wieder vorbei? Bringen die drei Könige (Sie heißen übrigens Caspar, Melchior und Balthasar und nicht Biontech, Moderna und AstraZeneca) zum Ende dieses Jahres endlich Vakzine statt Myrrhe und Weihrauch? Dann wäre die Aussicht auf Weihnachten 2021 schon mal etwas optimistischer.

*) mundartlicher Fluch in südlichen Regionen Deutschlands

Ihr Kinderlein kommet

bitte in diesem Jahr doch nicht zu uns, sagen Oma und Opa. Sonst bringt Ihr uns womöglich ein “Geschenk” mit, welches wir so gar nicht gebrauchen können (also eigentlich wie immer).

Stille Nacht

wird es dann also werden, wenn sich maximal fünf Erwachsene plus endlos viele Kinder treffen dürfen. OK, es kann dann immer noch recht lebhaft werden mit den kleinen Geschenkeempfängern. Doch der große Besuchsmarathon zu allen Tanten, Onkeln, Nichten und Neffen, Geschwistern und deren Familien – das wird nix dieses Jahr. Vielleicht also tatsächlich (endlich mal!?) eine STILLE Nacht – und ein paar stille Tage danach mit Netflix & Co. Diesmal übrigens keine gute Filmempfehlung: „Stirb langsam“. (Sorry, schwarzer Humor – tiefschwarz!)

Süßer die Glocken Kassen nie klingeln

Das ist normalerweise die Grundmelodie im Einzelhandel in der Vorweihnachtszeit. Tja, daraus wurde nun auch nichts. In diesem Jahr summt nur Jeff Bezos* leise vor sich hin.

*) Chef von Amazon, reichster Mensch der Welt

Kling, Glöckchen klingelingeling

Ah, schon wieder der Paketbote! Kurze Frage: Ist eigentlich die blaue Papier-und-Pappe-Tonne inzwischen wieder geleert?
Was ist denn diesmal angekommen?

Es ist für uns eine Zeit angekommen

Und zwar eine Zeit, in der wir über so einiges nachdenken (sollten):

  • Wie digital sind unsere Schulen? Damit ist nicht nur die Technik gemeint, sondern auch diejenigen, die das dann bedienen sollen.
  • Was und wer ist wirklich wichtig (neudeutsch: “systemrelevant”)? Dazu hatte ich hier schon mal ein paar Gedanken aufgeschrieben.
  • Wie war das nochmal mit der Klimakrise? Und wollen, sollen oder dürfen wir jetzt nicht mehr fliegen? – Viel Platz am BER. Und die FDP dachte, dass der Flughafen zu klein sei!

Apropos nochmal zum Tür öffnen:

Macht hoch die Tür

und natürlich das Fenster weit auf: AHA + L wie Lüften!

Morgen, Kinder wird´s was geben,

hat uns Herr Spahn versprochen, nämlich einen Impfstoff. Nur: Wo nehmen wir jetzt all die Superkühltruhen her, um das Zeug zu lagern? Tipp: Schaut doch mal bei Amazon. Dank Prime schon morgen da. Und das Video zur Anwendung gibt´s bestimmt auf YouTube (Lasst bitte ein Like und ein Abo da!).
Übrigens: Kunden, die eine Kühltruhe kauften, bestellten auch: Schnitzel, Tiefkühlpizza, Eiswürfelbereiter.

Oh, Tannenbaum…

…müssen wir ja auch noch schmücken! Bitte dabei 1,50m Abstand einhalten, damit der Baum nicht „angesteckt“ wird – und die Feuerwehr kommen muss. Kugeln und Lametta notfalls einfach aus der Distanz auf den Baum werfen. Mal ein etwas anderes „Design“.

Alle Jahre wieder…

…Lockdown, Masken, Kontaktverbot? Nein, bloß nicht!!! Lieber jetzt einmal richtig alles dicht machen, hoffentlich damit die Zahlen endlich senken und dann zügig „durchimpfen“.

Herbei oh Ihr Gläubigen Gläubiger,

wird sicher keiner der Restaurantbesitzer, Kinobetreiber oder Kulturschaffenden rufen, wenn er an seine Einnahmen in den letzten Wochen und Monaten denkt. Ganz im Gegenteil: Beim Blick ins Konto kommt ihm ein anderes Lied in den Sinn: „Es wird scho glei dumpa“*

*) Tiroler Mundart. Deutsche Übersetzung: „Es wird schon gleich dunkel“

Trotz allem:

Lasst uns froh und munter sein!


Dem ist nichts hinzuzufügen außer:


Feliz navidad* bzw. Fröhliche Weihnacht überall!**


*) Sorry, werbefinanziert.

**) Sorry, auch werbefinanziert und bitte jetzt ganz stark sein, denn SIE gehört nach Meinung vieler (Programmdirektoren) zu Weihnachten inzwischen dazu.

P.S.: Wer gerne die Originaltexte der Lieder nachlesen – und vielleicht sogar selber singen möchte – der klicke jetzt einfach hier.

Ostern ist diesmal anders.

Update 13.4.2020:

Für alle diejenigen, denen mehr nach Kultur, vielleicht auch nach etwas innerer Einkehr ist, empfehle ich dieses Video.

Der italienische Tenor Andrea Bocelli hat ein Osterkonzert im wegen der Pandemie menschenleeren Mailänder Dom gegeben. Sein Auftritt am Sonntag wurde live auf YouTube übertragen.

Das Video wird ergänzt durch beeindruckende Filmsequenzen menschenleerer Straßen von Mailand bis New York.

Bin ich systemrelevant?

Wir lernen in diesen Tagen jede Menge neuer Vokabeln, zum Beispiel Pandemie, Inzidenz, lockdown und: systemrelevant.

2008 waren das die großen Banken – relevant fürs Finanzsystem.
Heute sind es Ärzte, Krankenschwestern, Supermarktverkäuferinnen, LKW-Fahrer und diverse andere Alltagsheldinnen und -helden. Menschen, die in „normalen“ Zeiten einfach so da sind, ihren Job tun, kaum besondere Aufmerksamkeit bekommen – und oft auch keinen besonderen Lohn. Aber relevant für die Gesellschaft, dafür dass „der Laden überhaupt läuft“.

Alle anderen, die keinen der aktuell so „gefeierten“ Berufe haben, könnten (und sollten vielleicht) sich nun mal fragen: Und ich? Wird das was ich tue überhaupt wirklich gebraucht? Und wofür eigentlich?

Der Fachkräfte-Mangel ist schon länger ein Problem in Deutschland, dafür brauchte es Corona nicht. Doch nun tritt noch deutlicher zutage, dass an ganz wichtigen Stellen zu wenige ganz wichtige Leute da sind. Weniger Menschen sind wir nicht geworden in den letzten Jahrzehnten in Deutschland, daran kann´s also nicht liegen. OK, viele scheiden altersbedingt jährlich aus dem Berufsleben aus. Auf der anderen Seite werden in vielen Wirtschaftsbereichen inzwischen weniger Menschen gebraucht – durch Rationalisierung und neuerdings durch die „Digitalisierung“. Blieben also genug Leute übrig, die sich in den diesen wichtigen „systemrelevanten“ Jobs betätigen könnten.

Wollten Kinder früher Lokführer, Lehrerin, Krankenpfleger/in oder Polizist werden, so sind die Vorstellungen heute allerdings andere: „Youtuberin“, „Fußballprofi“, „Popstar“, „irgendwas mit Medien“ oder ein Startup gründen. Hmm, systemrelevant?

Die klassischen, aktuell gerade wieder als enorm wichtig (wieder-)erkannten Tätigkeiten, Fähigkeiten und Fertigkeiten waren und sind nicht attraktiv genug. Geld verdienen lässt sich woanders leichter und schneller. Und bringen auch mehr „fame“. Wie bekommen wir es also hin, dass die systemrelevanten Tätigkeiten auch entsprechend ihrer Wertigkeit entlohnt und gewürdigt werden?

Und wie würde es in Deutschland aussehen, wenn die vor einiger Zeit der Schule entwachsenen Blogger oder Youtuber, Marketingberaterinnen oder Sales Manager in der Zeit in der sie sonst bloggten, Videos schnitten oder „managten“, sich stattdessen hätten ausbilden lassen zu Sanitätshelfern, Krankenpflegerinnen usw. Überhaupt: Wenn wir allesamt davon mehr verstünden, sozusagen als „Grundausbildung zum Leben und Überleben“. Der gerade verstorbene Rüdiger Nehberg hat auf extreme Weise vorgemacht, wie man leben und überleben kann – wenn man weiß wie.

Braucht es ggf. ein Pflichtjahr für alle, in dem gesellschaftlich wichtige („systemrelevante“) Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten erlernt werden? Ja, ich weiß: Das klingt nach DDR, nach Nazizeit und chinesischen Drillmethoden. Es ist politisch umstritten. Und dennoch: Wie viel kollektive Solidarität braucht ein Land als ständige Reserve für Krisenzeiten und auch außerhalb dieser?

Ganz wichtig: Ich möchte dies hier nur als Debattenbeitrag verstehen, das ist noch keine abschließende Wertung. Einen kleinen Diskurs, der weitere Aspekte berücksichtigt, gab es dazu im August 2018 bei tagesschau.de.


Zum Abschluss noch ein kleiner gedanklicher Ausflug: Überlege mal, was Du bei Dir zu Hause als „systemrelevant“ einstufen würdest. Was sind also die Dinge, ohne die es echt nicht gehen würde. Katastrophe! Und dann schau mal hin, wer genau das zuhause macht:

  • Klo putzen
  • Müll runterbringen
  • Essen für die ganze Familie kochen
  • Geschirrspüler ausräumen
  • Wäsche waschen
  • Computer und WLAN für alle am Laufen halten

Hurra, ICH bin systemrelevant!