Ich habe es gut: Ich darf jetzt zuhause arbeiten, ich habe Menschen um mich herum, ich muss derzeit (noch) keine Angst um mein Einkommen haben, es ist genug Essen für die Familie da, ich bin (noch) gesund – und das Wetter wird in Kürze frühlingshaft.
Und ich bekomme Inspiration für meine eigenen Gedanken und Gefühle. Eine alte Bekannte aus früheren NLP-Tagen betreibt einen Blog. In ihrem aktuellen Blogartikel schreibt sie davon, was auch mich schon gedanklich beschäftigt hat: „Ich weiß einfach nicht, was richtig ist, in diesen Zeiten, bin hin- und her gerissen.“ – Hier weiterlesen bei ‚Offene Horizonte‘. –
Ambivalent ist auch die gesamte Situation momentan. Abermals in meinem Blog möchte ich unseren Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zitieren:
"Wenn wir morgens aufwachen, dann erkennen wir unsere Welt zwar wieder, aber sie scheint doch seltsam unwirklich. [...] Manche von uns trifft die Krise schon heute besonders hart, durch Krankheit, durch Einsamkeit oder durch wirtschaftliche Sorgen. Viele andere erleben diese Tage eher als eine Art erzwungene Entschleunigung. Wir sind zur Ruhe aufgerufen und spüren doch eine innere Unruhe."
Ja, unbestritten: es ist es für sehr viele von uns eine wirklich harte Zeit. – Und dennoch: Persönlich kann ich auch dem Begriff „erzwungene Entschleunigung“ etwas Positives abgewinnen. „Nix dürfen“ heißt gleichzeitig „Nix müssen“. Was will ich damit sagen?
Keiner erwartet meinen Besuch – den ich sonst vielleicht nur widerwillig abstatten würde. Kein innerer „Imperativ“ befiehlt mir, mal wieder shoppen zu gehen – ohne dass ich wirklich was brauche. Kein Hetzen von Termin zu Termin, keine verspätete Bahn, kein Stau – ich bin und bleibe ja zuhause. Hey, und ich muss eigentlich auch nicht mehr aufräumen und putzen, weil ja keiner zu Besuch kommt! Na, und dass jetzt jeden Tag bad-hair-day ist, liegt ja wohl nicht an mir, sondern daran, dass die Friseure zu haben. Faulenzen wird salonfähig, ja, man bekommt eventuell sogar Mitleid ab. Schon etwas perfide, oder? Gebe ich zu.
OK, das Ganze kann dann natürlich auch in die Gegenrichtung umschlagen: Keine Verpflichtungen zu haben führt zu Beliebigkeit, zum bloßen Abhängen, zum Essen aus Langeweile. Oder zum RTL2 schauen. Doch wollen wir nicht gleich das Schlimmste befürchten.
In der aktuellen „Corona-Krise“ erreicht breite Bevölkerungsschichten, was Langzeitarbeitslose, Rentner und andere Leute mit zu viel aufgezwungener Tagesfreizeit längst kennen: Ohne strukturgebende Tagesaktivitäten, ohne Aufgaben und Ziele wird man rasch zum Schlunz. Perspektiv- und Ziellosigkeit steht oft am Beginn der Selbstaufgabe oder Selbstvernachlässigung.
Damit Dir das nicht auch passiert, hier eine Aufgabe für Dich. Wenn Du sie richtig machst, beschäftigt sie Dich ein bis zwei Stunden. Und wenn Du Glück hast, sogar Dein ganzes weiteres Leben.
Beginne mit der Frage: Was würdest gern Du nachholen, anders machen oder neu beginnen, sobald die Corona-Krise vorbei ist.
Vielleicht hilft Dir die folgende kleine Übung. Diese wurde eigentlich für eine kleine persönliche „Inventur“ zum Jahreswechsel erdacht, passt aber für die derzeitige Situation besonders gut, wie ich finde.
Und falls Du Dich noch nicht aufraffen kannst, weil Du „hin- und hergerissen“ bist, ob das was für Dich ist, dann lies vielleicht zunächst diesen Artikel.